Put all your power, all your focus and all your effort in one movement. That is a judo throw. [Tsuba Goya]
Judo bedeutet wörtlich übersetzt „der sanfte Weg“ und ist eine moderne Kampfsportart aus Japan. Gelehrt wird nicht nur das sichere Fallen, sondern auch eine Vielzahl von Wurf- und Grifftechniken. Judo fördert in besonderem Maße Reaktionsfähigkeit, Kraft und Geschicklichkeit. Die besondere Wertevermittlung erzieht zu Höflichkeit, Achtung, Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit gegenüber seinen Mitmenschen und stärkt ganz nebenbei Selbstbewusstsein und Wohlbefinden.
Welche Regeln essentiell für einen Wettkampf sind, findest du hier kurz und verständlich vom DOSB in seiner Olympiakampagne 2024 erklärt.
Auf sanftem Weg zum Sieg
Nachgeben und doch siegen – für europäisches Denken schier Unmögliches nahm sich der japanische Student Jigoro Kano vor, als er in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts versuchte die uralten Kampfkünste der alten Kriegerkaste der Samurai als Mittel der Leibeserziehung wiederzubeleben. Angeregt auch durch seinen Lehrer, den deutschen Mediziner Erwin von Baelz, formte Kano aus dem traditionellen Jujutsu (heute Jiu-Jitsu oder sanfte Kunst) den Zweikampfsport Judo. 1882 gründete er in Tokio die „Schule zum Studium des sanften Weges“, das Kodokan. Dass Judo einmal als knallharter Wettkampfsport seinen Weg um die Welt machen würde, daran hat sein durchgeistigter Begründer gewiss niemals gedacht.
Europa auf dem Vormarsch
Es waren zuerst die Europäer, die die wirksamen Judotechniken Kanos begierig aufnahmen. Sie lernten von den Asiaten, den großen Meistern, und ausgerechnet beim ersten olympischen Judoturnier 1964 in Tokio haben sie mit ihrer resoluten Einstellung und urigen Kraft den Nimbus der Japaner zerstört. Der 1,96 Meter große Hüne Anton Geesink entriss als erster westlicher Judoka den Japaneren den Lorbeer in der Allkategorie, in der Königsklasse des Judo. 1968 in Mexiko strich der Ausrichter das Judo aus dem olympischen Programm, 1972 in München wiederholte Geesinks Landsmann Wim Ruska mit den Olympiasiegen im Schwergewicht und in der offfenen Klasse dessen Kunststück. Nach und nach rückten die Franzosen, die Russen und auch die Deutschen bei den großen Turnieren in den Mittelpunkt des Geschehens. 1980 in Moskau holte Dietmar Lorenz (DDR) das erste olympische Gold für die Deutschen, ihm folgte 1984 Frank Wieneke und bei den olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona griffen erstmals auch die Frauen nach den begehrten Medaillen. 2004 wurde Yvonne Bönisch die erste weibliche Olympiasiegerin im Judo für Deutschland. Vier Jahre später – bei den Olympischen Spielen in Peking – errang der Reutlinger Ole Bischof in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm als fünfter Deutscher eine olympische Goldmedaille. Wiederum vier Jahre später erkämpfte sich Bischof in London die Silbermedaille.
Udo Quellmalz ist bis heute der erfolgreichste deutsche Judoka. 1991 und 1995 errang er den Weltmeistertitel. 1996 gewann er zudem die Goldmedaille in Atlanta, nachdem er vier Jahre zuvor bei den Spielen in Barcelona bereits eine Bronzemedaille erkämpft hatte. Als erfolgreichster Leichtgewichtler bis 60 Kilogramm gilt der Münchener und Richard Trautmann, der 1992 und 1996 jeweils Bronze bei den Olympischen Spielen gewann.
Judo als vielschichtige und moderne Kampfsportart
Heutzutage findet das Judotraining in unterschiedlichen Formen, entsprechend den unterschiedlichen Interessen der Judoka statt. Einige Schüler trainieren auf Wettkämpfe hin, um möglichst effektiv an Turnieren teilnehmen zu können. Andere Schüler beschäftigen sich mit der traditionellen Form (Kata) von Judo. Wieder andere betreiben Judo als Methode der Selbstverteidigung und greifen auch wieder einige Jujutsu-Techniken auf.
Durch die Ausgeglichenheit zwischen Erziehung und Körperertüchtigung, Verteidigung und Angriff sowie Niederlage und Sieg ist es besonders für Kinder und Jugendliche eine gute Sportart. Sie fordert Körper und Geist und macht dabei auch noch sehr viel Spaß!